Dr. med. Joana Jozwiak
Lucasz Sczanowicz
Stud.med. Stefanie Naumann
Stud.med. Michael Brandt
Dr. med. Hilka Gunold
Thema
Psychokardiologie
Hintergrundinformation
Psychische und soziale Faktoren bestimmen die Lebensqualität und die Prognose der Patienten mit kardialen Erkrankungen.
Durch die einschneidende Wirkung einer kardialen Erkrankung, entwickeln eine Vielzahl der Patienten eine psychische Belastung
mit eigenem Krankheitswert.
Im Focus der psychokardiologischen Forschung stehen einerseits die Suche nach den relevanten objektiven Parametern, die den
pathophysiologischen Zusammenhang erklären als auch mögliche therapeutische Interventionen.
So ist für die Depression eine Aktivierung von Stoffwechselvorgängen beschrieben, die dem therapeutischen kardialen Ansatz
entgegenwirken und somit zu einer Verschlechterung der Koronaren Herzkrankheit oder auch der Herzinsuffizienz beitragen
können. Dazu zählen über die Aktivierung der Neurohumoralen Achse die Dysregulation des autonomen Nervensystems,
Endothelaktivierung, Inflammation, Aktivierung des Renin-Angiotensin-Systems, Thrombozytenaktivierung etc. . Aus diesem Grunde
wird der Komorbidität der Depression besondere Aufmerksamkeit geschenkt.
Aktuelle Forschung
Depression und chronische Herzinsuffizienz
Depression und chronische Herzinsuffizienz sind klinisch und ökonomisch von hoher Bedeutung. Herzinsuffizienz und
Depression beeinflussen einander - mit ungünstigen Auswirkungen auf Lebensqualität, Kosten, Morbidität und
Mortalität.
Das Herzzentrum Leipzig beteiligte sich an der von Fr. Prof. Dr. C. Angermann (Universität Würzburg; Medizinische Klinik
und Poliklinik) initiierten multizentrischen MOOD-HF-Studie. Diese Studie untersuchte in einem zweiarmigen, doppelblinden und
plazebokontrollierten Design, ob, und wenn ja, durch welche Mechanismen eine Behandlung mit dem selektiven
Serotonin-Wiederaufnahmehemmer Escitalopram Wirkung zeigt. Gleichzeitig wurde geprüft, inwieweit bereits eine Optimierung der
Herzinsuffizienztherapie zur Besserung auch der Depression führt.
Diese Studie ist abgeschlossen. Die Ergebnisse werden mit Spannung erwartet.
Effekte psychokardiologischer Frühintervention
Durch ein fest verankertes Screening bezüglich einer depressiven Komorbidität wurden in den letzten vier Jahren eine
Vielzahl von Patienten identifiziert. Diese erhielten zum Teil eine psychosomatische / psychokardiologische Erstversorgung. In
einer Promotionsarbeit wird untersucht, welche Themen diese Patienten besonders bewegten und welche Frühintervention die
Patienten als hilfreich empfanden. Ausgehend davon sollen Strukturen für eine qualitativ gute psychokardiologische Grundversorgung
in einer Akutklinik geschaffen werden.
Etablierung eines Screenings der psychischen Komorbidität in einer CPU
Es liegen gesicherte Daten für eine hohe Komorbidität psychischer Erkrankungen, wie Angst und Depression bei Patienten
mit Herzerkrankung vor. Besonders nach der Erkrankung sind viele Patienten ängstlich und verunsichert. Dies kann zu einer
erhöhten Frequenz von Arztbesuchen und Krankenhausvorstellungen führen. Dies bedingt nicht nur hohe Kosten, sondern führt
vielfach zu einer Verstärkung der krankheitsbezogenen Ängste. Im Rahmen einer Promotion wird untersucht, inwieweit die
Etablierung eines Screenings nach psychischer Komorbidität auch in einer Brustschmerzambulanz sinnvoll sein kann.
Koronare Herzkrankheit und Depression - mögliche pathophysiologische Zusammenhänge
Psychosozialen Faktoren spielen eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung der Koronaren Herzkrankheit und bestimmen mit deren
Verlauf Depressivität betrifft ca. ein Drittel der Patienten nach einem Herzinfarkt und korreliert mit schlechter Prognose.
Mehrere Studien zeigten dass die kardiovaskulären Risikofaktoren eine Inflammation induzieren und dadurch zur
Endotheldysfunktion führen. Es fehlen gut etablierte, untersucherunabhängige und repetitive Methoden für die Bestimmung der
Endothelfunktion. Auch die pathophysiologischen Zusammenhänge der Depression und der koronaren Herzkrankheit sind in vielen
Fragen offen. Es gibt aber eine gesicherte Assoziation zwischen Depression und verschiedenen Inflammationsmarkern (sICAM-1, IL-6,
E-Selectin) bei Patienten nach akuten Koronarsyndrom. Die mögliche Korrelation von Inflammationsmarkern mit der
Endothelfunktion soll im Rahmen einer Promotion untersucht werden.